Mittwoch, 25. Januar 2017

Der wahre Wert der Demut



Wenn man gewisse biblische Begriffe in eine Liste der Relevanz einreihen will, so würde sehr wahrscheinlich derjenige der "Entrückung" sehr weit vorne, wenn nicht gar zuoberst stehen. Am anderen Ende würden wir vielleicht den Begriff der "Demut" finden, also so zienlich am Schluss. Obschon wir alle den Vers  

"Gott widersteht  den Hoffärtigen; aber den Demütigen gibt er Gnade."

der zweimal wörtlich wiederholt wird, im Jak 4. 6 und noch einmal im 1. Petr. 5. 5., kennen, so wird er von den Evangelikalen wohl kaum als eine Bedingung erkannt, weil die Demut ja mit Sicherheit bereits im "Glauben-allein" mit eingeschlossen ist, d. h., wer glaubt
ist automatisch auch demütig. Darauf ist zu schliessen, dass die gesamte Evangelische Welt absolut demütig ist. Ob sich das im geistigen Blickwinkel auch so verhält, bleibe mal dahingestellt. 

Doch was ist denn Demut? Wie wirkt sich Demut aus? Und wozu ist die Demut eigentlich wichtig?
Demut ist keine Geistesgabe. Demut ist etwas, die sich jedermann selber aneignen muss. Nur sehr wenige Menschen sind von Natur aus demütig, die allermeisten dürften eher auf Seite der Hochmütigen oder altdeutsch: Hoffärtigen, stehen. Wenn wir uns ehrlicherweise in dieser zweite Gruppe outen müssen, dann wissen wir, wieviel die Turmuhr geschlagen hat. Nirgends in der Bibel steht, dass wir um Demut bitten sollen, bzw. können. Wollen wir also der Gnade teilhaftig werden, dann ist Demut unabdingbar eine sehr wichtige Voraussetzung, mit der Gott uns aber nicht extra beschenkt! Nein, Demut müssen wir uns selbst aneignen!

Dieses Thema finden wir aber in den evangelischen Kreisen stets nur am äussersten Rande erwähnt. Eigentlich komisch, dass nur vom Glauben-allein gesprochen wird, aber die wahre Demut und die praktischen Tipps für deren Erlangung kaum ein Thema ist, obschon die Demut eine Grund-Bedingung für die Gerechtigkeit und damit ein Türöffner für den Himmel ist.

Aber warum denn? Steht vor der Himmelstür unser Petrus und misst den Hochmut mit dem Demutsmessgerät? Wer die Marke verfehlt, bleibt draussen, wer sie noch knapp unterbietet, kann eintreten?

Nein, ich glaube, es geht andersherum: Wer nicht demütig ist, der kommt gar nicht bis zur Himmelstür. Wer nicht demütig ist, weiss gar nichts vom (geistigen) Himmel und hat auch kein Interesse an einer solchen Einrichtung. Wer nicht demütig ist, ist hochmütig und der erkennt die Abzweigung des Schmalen Weges auf dem Mainstream gar nicht.

Dabei müssen wir bedenken, dass die Demut jetzt, in diesem Erdenleben wichtig ist. Jetzt ist es äusserst wichtig, dass wir uns diese aneignen, denn im jenseitigen Leben wird es sehr schwer werden, diese Lektion nachzuholen.

Und mit Lektionen, also mit Lernen hat die Demut zu tun. "Die Geistige Weiterbildung", wenn man das mal so sagen will, hat im Prinzip drei  verschiedene Lehrer.  

Der erste Lehrer "bin ICH SELBST". Das ist der Lehrer der Hochmütigen, denn sie sagen sich "Ich weiss selbst, was für mich gut ist, ich brauche keinen Prediger".

Der zweite Lehrer sind die äusseren Wegweiser, zum Beispiel die Bibel, die Gottesdienste, die Gemeinschaft der Gläubigen, die Pastoren. An all dem kann sich die Seele grundlegend orientieren. Hier ist schon die Demut zum Teil vorhanden, wie Petrus es empfiehlt im oben zitierten Vers: "Gleicherweise ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten".

Der dritte Lehrer, der unsere Seele lehrt sich zu läutern oder die Braut lehrt, sich für den Bräutigam bereitzumachen, ist der Lehrer, den man am schwersten und nur auf Umwegen findet: Die innere Stimme.

Diese innere Stimme ist der Geist, ist das Gewissen, ist die Göttliche Führung. Sie ist wie ein  kaum wahrnehmbares leises Lüftchen, das uns die Richtung angibt, die wir gehen sollen. 

Wenn wir die Bibel lesen, Gottesdienste beiwohnen und uns von Pastoren belehren lassen, dann ist das schon mal gut, denn wir lernen dort rein äusserlich und in groben Zügen, worauf es ankommt. Aber eine Individuelle Führung ist alleine durch die Bibel oder andere Menschen nicht möglich, sondern alleine nur durch die innere Führung. Diese innere Göttliche Führung ist aber so leise und anfangs so schwach, dass man sich dem kaum inne wird, dass man geführt und gelehrt wird. 

Diese innere Führung äussert sich auf diese Art, dass der Betreffende glaubt, dass seine gute Ideen, die oft plötzlich in seinem Kopf herumschwirren, sein eigenes Werk sei. Wer sich viel auf solche gute Gedanken gibt, denkt wie der Hochmütige, dass er selbst es sei, der wisse, was gut für ihn ist. Wer sich aber bewusst ist, dass nicht die Seele, sondern sich eben die Gedanken des innenlebenden Göttlichen Geistes sich übertragen, der wird alles daran setzen, dass er dieser Führung keine Hindernisse mehr entgegensetzt.

Diese Führung nicht nur erkennen, sondern allezeit dieser Führung, diesem inneren Lehrer auch gehorchen, das ist die wahre Demut. 

Gott führt uns Menschen nicht autoritär mit "das ist mein Wille, ich will, dass du das jetzt  tust, sonst setzst eine Strafe ab". Nein, Gott führt uns anti-autoritär, wir sollen in jedem Augenblick selber merken, was der Wille Gottes sei und was Er von uns erwartet. Da ist kein Zwang, sondern Freiheit. Das ist in jeder Tagessituation so, am Arbeitsplatz, in der Freizeit, in der Familie, beim Treffen mit anderen Menschen – immer. Stets auf den Willen Gottes bedacht sein, bedeutet auch das Bewusstsein der ständigen Gegenwart Gottes, eben der inneren Göttlichen Führung zu haben. Mit reinem Bibellesen kommen wir in den tausendfältigsten Alltagssituationen nicht weit, wir brauchen individuelle Belehrungen, Ratschläge und Anweisungen, auf uns selbst und unsere jeweilige Situation bezogen. Und darauf einzugehen, zu gehorchen, das ist die wahre Demut.


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