Mittwoch, 7. September 2016

Leben im Geist II




Das Leben im Geiste ist im Prinzip ein Leben unter der geistigen Führung. Und um unter der geistigen Führung leben zu können, muss diese Führung auch erkannt werden und die Bereitschaft, dieser Führung Gehorsam zu leisten muss ebenfalls gegeben sein. Für viele unserer Glaubensgeschwister ist diese Führung das Wort Gottes, also die Bibel. Nach der Bibel und nach nichts anderem soll der Christ sein Leben ausrichten. 

Das ist gut und löblich. Die Bibel und alle Schrift, von Gott eingegeben, dient unvermeidbar als Start in das Leben im Geiste. Aber ich sage ausdrücklich, als START in das neue Leben, die Bibel und alle anderen hochgeistigen Schriften können niemals Ziel sein, sondern sind allesamt einzig nur als Start zu verstehen. Es gibt ganze Bibliotheken, welche uns klarmachen und beweisen, dass die Bibel Gottes Wort und unfehlbar ist. Diese Bibliotheken bräuchte es gar nicht, denn der einzige und unübertreffliche Beweis dazu haben wir, wenn wir die Bibel und andere Schriften Gottes kompromisslos im Alltag umsetzen. Dann stellt sich sehr schnell heraus, dass die Bibel Wahrheit ist. Aber nicht nur das, auch wenn wir den indoktrinierten Pfad verlassen, welcher uns dazu anhält, dass die Bibel einzig und allein nur wörtlich, also niemals geistig verstanden werden kann und muss. 

Wenn wir dagegen erkannt haben, dass die Bibel ein geistiges Buch ist, dann fällt uns die Umsetrzung viel leichter. Wer aber sich gegen die geistige Lesart des NT wehrt – und das sind Heerscharen von Bibellehrer und Pastoren – der braucht eben Bibliotheken um die Wahrheit der Heiligen Schrift bewiesen zu haben.

Hier sind wir am Kernpunkt aller evangelischen Fragen angelangt. Mir ist gerade in der vergangenen Woche wieder mal so deutlich klar geworden, weshalb die Evangelikalen mich mit erkenntlichem Hass im Herzen als Irrlehrer titulieren. Aber nicht nur mich, vielmehr noch werden die Lorber-Bücher in Bausch und Bogen verdammt und vor ihnen gewarnt. Der Grund liegt darin,  dass die Evangelikalen die Bibel ausschliesslich nur wörtlich verstehen wollen. Das Lorberwerk ist jm Prinzip keine Lehre, kann demnach auch keine Irrlehre sein, es ist lediglich die geistige Betrachtungsweise der Bibel!

Will man ein Leben im Geiste führen, dann ist es logischerweise unumgänglich, den geistigen Aspekt des Lebens zu betrachten und mit einzubeziehen. Somit gehört auch dazu, dass man das Wort Gottes mit seinem geistigen Aspekt berücksichtigt. Die Bibel in ihrer Wörtlichkeit ist Materie. Wir sollten diese Wörtlichkeit auch in uns aufnehmen, das ist wohl klar. Aber sie darf dann nicht im Kopf (Verstand) hängenbleiben, sondern sie muss im Herzen verarbeitet werden. Das ist der springende Punkt. Erst wenn das Herz Erfahrungen mit dem Wort, also den Worthülsen, gemacht hat, kann  es des geistigen Wert dieses Wortes enthüllen. Und das ist dann der Geist Gottes der dies vollbringt und der Seele die entsprechenden Erkenntnisse gibt. Wenn das aber nicht geschieht, dann ist das ganze Bibellesen wertlos. Das ist dann reine Theologie, also blosse Schriftkenntnis, welche niemanden etwas bringt. Leider gibt es genau diese Theologie auch unter den Lorber-Lesern.

Ist Gott eine Familie?

Betrachten wir ein Beispiel der Absurdität des wörtlichen Bibelverständnisses: Das Bild eines Gottes als  Vater mit seinem erstgezeugten Sohn. Das steht tatsächlich so in der Bibel und wird, ich weiss nicht wie oft erwähnt.

Dies ist ein vermenschlichtes Bild, um den damaligen Völker ein wenigstens annäherndes Gottesverständnis zu erzeugen. Jesus Christus, in Nazareth geboren, ist nicht der Sohn Gottes, sondern ist Gott, der Vater selbst. Die Begriffe "Sohn" und "Vater" sind hier absolut materiell, weil es für den menschlichen Verstand einen annähernden Bezug gibt und er sich darunter etwas vorstellen kann.

Gott ist die Liebe. Die Liebe ist die Ursache der gesamten Schöpfung, und weil die Ursache, also die Erzeugung mit dem einfachen Begriff "Vater" am besten und verständlichsten umschrieben werden kann, so bedeutet im Evangelium eben, dass der "Vater" nichts anderes als "die Liebe" ist. Es gibt dabei noch einen anderen Begriff für die Liebe: das "Feuer". Auch das Feuer ist ein Ausdruck für "Liebe", da Feuer eine doppelte Ausstrahlung hat: Wärme und Licht. Wenn wir im Neuen Testament vom "Feuer" lesen, dann ist eben die Liebe damit gemeint. Das Gesagte gilt sowohl in Bezug auf die Johannesworte "...der wird euch im heiligen Geist und mit Feuer taufen", wie auch auf die Jesusworte "... ein jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen". Ja, richtig: auch im zweiten Zitat ist die Liebe gemeint! (Darauf werden wir ein anderes Mal näher eingehen).

Wenn also Wärme und Licht vom Feuer ausgeht, vom Feuer abstammt, vom Feuer gezeugt wird, dann kann man bildlich auch sagen, das Licht ist der Sohn vom Feuer. Ganz genau so ist es in der Bibel wiedergegeben. Jesus sagt, "Ich bin das Licht". Das ist der Sohn des Vaters, der die Liebe ist.(1)
Ich hoffe, das dürfte einigermassen verständlich sein. Das ist ein Beispiel der geistigen Herangehensweise an die Bibel. Wenn also vom "Vater" geschrieben ist, dann bedeutet das "die Liebe", und wenn vom "Sohn" die Rede ist, dann ist das "Licht", das "Wort" oder die "Wahrheit". Der Vollständigkeit halber will ich auch noch den Heiligen Geist erwähnen. Die von den Evangelikalen als dritte Person der Gottheit oft angebete Heiligen Geist ist natürlich keine Person, sondern bedeutet die "Kraft" oder der "Wille" Gottes.

Somit sollte klar werden, dass die von den Evangelikalen konstruierte dreiköpfige Familie als Gott mit einem Vater, einem Sohn und einem Heiligen Geist völlig absurd ist und keinen Sinn macht.
Bewegen wir nun das oben gesagte im Herzen und verwerfen wir es nicht einfach! Denken wir in der kommenden Woche darüber nach und lesen im NT unter diesem Gesichtspunkt. Dann werden wir sehen, wie der Geist Gottes plötzlich mehr und mehr Erkenntnisse gibt und wir werden erleben, dass im NT noch viel mehr steht, als geschrieben ist! 

Geistig sehen

Das geistige Lesen des Neuen Testamentes ist aber nur ein Teil. Ein wichtiger Teil. Ein so wichtiger Teil, weil es ohne das geistige Bibelverständnis kein weiteres Wachstum mehr gibt. Also jede noch "härtere Speise" würde völlig unverdaulich bleiben.

Wie im ersten Teil schon erwähnt, ist das Sehen mit dem Geistigen Auge unabdingbar für das Leben im Geiste. Eine kleine Entsprechung dazu gibt uns das natürliche Auge. Wenn Du schon eine Weile in einer dunklen Kammer sitzst und begibst Dich ins Freie wo die helle Sonne scheint, so siehst Du im ersten Moment nichts, denn Du bist geblendet. Das Auge muss sich erst an die Helligkeit gewöhnen. 

Genauso verhält es sich mit dem Geistigen Auge. Wenn Du in der Finsternis sitzst, also in fleischlichen Lüsten und Sünden und liest die Bibel, bekommst also Licht, kannst Du ausser den Buchstaben nichts erkennen. Erst wenn sich die Seele ans Leben ohne diese Lüste und Sünden gewöhnt hat, wird das Geistige Auge mehr und mehr fähig, die Geistige Welt zu erkennen. Im wechselhaften Zusammenspiel von Finsternis und Licht wird dem natürlichen wie dem Geistigen Auge die Sehfähigkeit genommen, weil es dann weder in der Finsternis noch im Licht etwas erkennen kann.

Deshalb behalten wir unseren Geist im Geistigen und springen mit unseren Interessen nicht immer zwischen dem Materiellen und dem Geistigen hin und her. So kann sich der Geist auf Seine eigentümliche Umgebung gewöhnen – und mit Ihm die Seele auch! Wie im ersten Teil dieses Aufsatzes bereits erwähnt, gewinnen wir immer mehr Distanz zum Materiellen und interpretieren alles Materielle geistig. Damit entwickelt sich die geistige Sehschärfe.

Sind wir einmal bewusst darauf bedacht, so stellen wir bald einmal erschreckend fest, dass sich vor uns ein grosses Hindernis auftut. Dieses Hindernis ist unsere fehlgeleitete Gedankenwelt. Die Phantasie, also das, was wir uns gedanklich vorstellen, ist eigentlich nichts anderes als die geistige Sehe. Wenn wir nun die Beschaffenheit unserer Gedankenwelt, also unserer Phantasie untersuchen, dann erkennen wir schnell, inwieweit unser Geist bereits gestärkt ist. Drehen sich unsere unkontrollierten Gedanken um die Welt, ums Materielle, um das Vergängliche und um unsere Sorgen und Nöte, dann ist auch der Geist noch im Materiellen gefangen und ist somit beiweitem noch nicht frei. 

Somit ist die Seele gefordert. Verleugnet sie die Lüste, Begierden und Leidenschaften, welche durchs Fleisch hervorgerufen werden und wendet sie sich dem Geistigen zu, dann kann sie die Hindernisse, welche das Wachstum des Geistes begrenzt, überwinden. Erinnern wir uns des Pokemons. Pokemon, TV, Bierfeste und so vieles mehr beeinflusst unsere Gedankenwelt, welche dann wiederum ein Besinnnen auf den Geist, also die geistige Gesinnung, unmöglich macht.

Richten wir somit unsere Aufmerksamkeit auf unsere Gedankenwelt, auf unsere Phantasie.  Der Grund wird schnell klar, wenn wir versuchen, unsere Seele auf das Geistige Leben einzustimmen: wenn wir Stille Zeit machen. Wir versagen dabei, unsere Gedanken auf das Geistige zu richten. Immer wieder kehren sie unkontroliert zum Materiellen zurück, mit dem, womit wir uns im TV oder iPhone beschäftigt haben, mit unseren Begierden, mit den Sorgen oder unseren Nöten. Wir sind kaum in der Lage, Stille Zeit zu halten, weil die Welt uns gefangen hält. 

Stille Zeit zu machen und damit die geistige Sehe zu schärfen geht nur, wenn wir unsere Gedanken ganz aufs Geistige, am besten natürlich auf unseren Himmlischen Vater Selbst, konzentrieren können. Und das siebenmal je eine Viertelstunde im Tag. 

Wir könen uns dabei natürlich auch auf mit der Frage beschäftigen, welche uns bewegt und wir dürfen dann die Erfahrung machen, dass wir recht schnell eine Antwort erhalten. So schärfen wir das Geistige Auge und uns wird dann zum Beispiel nicht verborgen bleiben, weshalb plötzlich ein guter Freund ohne ersichtlichen Grund etwas gegen uns hat. Oder die Lösung einer Sorge wird ersichtlich und so vieles mehr. Kurzum, es erfüllt sich das Wort, dass, wenn wir zuerst nach dem Himmelreich (dem Geistigen) trachten, uns alles zufallen werde. Das ist Wahrheit. Pure Wahrheit.



(1) Wir können hier sogar noch weitergehen. Wenn Jesus von "meinem Vater im Himmel" spricht, dann ist ja nicht ein anderes Wesen irgdwo im natürlichen Himmel, also irgendwo über den Wolken gemeint. Jesus erklärt uns in natürlichen Worten, wo der Himmel ist: "der Himmel ist in uns". Somit sagt Jesus mit "dem Vater im Himmel":  "die Liebe in Mir". Dieses Verständnis ist geistiges Lesen und dieses geistige Lesen allein bringt geistiges Leben!



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Jesus segne Dich!