Mittwoch, 20. März 2013

Christ und Askese





Wie schon angekündigt, sprechen wir heute über ein heikles Thema, ja, ein Thema, welches ein „heisses Eisen“ ist, da man sich die Finger ganz schön verbrennen kann. Vor allem in kirchlichen Kreisen gehört das Thema der Askese in die esotherische Ecke und hat mit dem Christentum nichts zu tun.

Ob das wirklich so ist? Gerade heute gewinnt die „christliche Askese“ immer mehr an Bedeutung, wenn man in Betracht zieht, dass das moderne Leben – auch bei Christen! – immer mehr, ja sogar nur noch nach dem Lust-/Unlust-Prinzip geführt wird. Vor allem die jüngere Generation kennt kaum mehr etwas anderes, als das zu tun oder zu lassen, was einem im Moment Lust, beziehungsweise Unlust bereitet. Eine persönliche Disziplin, besonders dem Körper gegenüber ist beinahe völlig unbekannt.

Doch was heisst Lust-/Unlust-Prinzip? Dieses ist nichts anderes als ein Leben der Sinnlichkeit. Was einem die fünf Sinne animieren zu tun weil es eine Befriedigung nach sich zieht, ist Lust und was die fünf Sinne verbieten zu tun, weil es keine Befriedigung nach sich zieht, ist Unlust. Das moderne Leben ist also vor allem geprägt, was einem Spass und Freude bereitet. Die Bibel hat einen eigenen Begriff für das sinnliche Leben: das „fleischliche Leben“, oder das „Leben nach dem Fleisch“

Da die (Frei-) Kirchen leider nur noch Vereine des frommen Weltbürgertum sind und keinen Sinn für das Ueberwinden des fleischlichen Leben mehr haben, da nach ihrem irregeführten Dogma alles nur aus Gnade und dem (nicht vorhanden, aber eingebildeten) Glauben geschenkt wird, braucht man diese Ueberwindung auch nicht.

Anders die Nachfolger Jesu. Hier ist die Askese ein Thema, ja, ein sehr wichtiges Thema sogar. Die Ueberwindung der Sinne und damit die Ueberwindung der Süchte, Leidenschaften und Begierden ist die Voraussetzung, Herr über den eigenen Leib, das Fleisch zu sein. Erst wenn die Seele frei von Sinnlichkeit und frei von eigenen Wünschen ist, ist es dem innewohnenden Geist Gottes und damit Jesus Christus möglich zu wirken und sich zu offenbaren.

Und genau deshalb kommen wir um die Askese nicht herum. Auch wenn die Bibel diesen Begriff nicht kennt, so ist das Neue Testament ein perfekter Lehrgang in dieser geistigen Disziplin! Dabei darf uns nicht stören, wenn sich auch andere Religionen wie der Buddhismus, sich der Askese bedient. Diese Tatsache soll uns nicht zur Ueberlegung führen, wenn eine Philosophie sich dem selben Mittel bedient, müsse es automatisch schlecht sein. Das gilt nicht nur im Falle der Askese.

Doch was verstehen wir unter diesem griechischen Begriff? Es heisst nichts anderes, als: Enthaltsamkeit. Enthalsamkeit ist wiederum nichts anderes, als sich dem zu enthalten, was einem lieb geworden ist. Es sind angenehme Gewohnheiten, sei es im Essen, der Musik, im Visuellen, in der Welt der Düfte und natürlich im sexuellen Leben. Dazu kommt noch die leibliche Bequemlichkeit, für diese wir ja alles unternehmen, damit unserem Leib so wenig Anstrengung zugemutet werden muss, wie es nur möglich ist. Diese Angewohnheiten steigern sich sehr schnell in Begehrlichkeiten, dann in Leidenschaften und schliesslich in Süchte.

Eine weit stärkere Form der Enthaltsamkeit ist die Entsagung. Enthalsam sein heisst, für eine gewisse Zeit sich einer bestimmten Begierde zu enthalten, zum Beispiel um eine Sucht zu bekämpfen. Entsagen aber bedeutet, sich einem sinnlichen Genuss für immer zu entsagen. Viele Süchte können deshalb auch nur durch völlige Entsagung bekämpft werden.

Dem entgegenzuwirken, rät uns Gottes Wort, enthalsam zu sein. Wer es nicht nur gepredigt, sondern es uns vorgemacht hat, ist Jesus slbst: „ ... er hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“ (Math. 8. 20). Jesus hatte kein eigenes Haus, kein festes Dach (als gelernter Zimmermann (Baumeister!)), ja, nicht mal ein eigenes Bett. Er hat mit dem Fehlen des Grund-Nötigsten das bereits damals gültige „System“ ignoriert. Schon das Entsagen der grundlegendsten Bedürfnisse zeigt uns Sein asketisches Leben. Deshalb konnte er von Seinen Nachfolgern auch fordern, dass „ ... kann auch keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ „(Luk. 14. 33)

Diese letzte Forderung Jesu ist, wenn sie wirklich ernst genommen wird, eine sehr harte Forderung sein. Hier geht es um alles! „Allem entsagen, was man hat“. Wie können sich nun Christen „Nachfolger“ nennen, wenn sie nicht mal dem Kleinsten entsagen können? Zum Beispiel der Neugier des täglichen Geschehens: Dem Fernseher. Welche Ausreden hier nun zum Zug kommen, ist doch recht erstaunlich. Können wir uns vorstellen, dass Jesus (obschon kein Haus und keine Wohnung, einen Fernseher, wie zum Beispiel ein iPod – oder wie das Zeugs heisst – mit sich herumschleppen würde? Können wir uns vorstellen, dass der Mensch gewordene Gott sich dem System und der Sinnlichkeit unterwerfen würde und sich von deren gesteuerten und manipulativen Medien unterhalten lassen würde? Aber die Kirchenchristen sind mehr als der unsichtbae Christus. Sie sagen, ihnen schade dies überhaupt nicht, denn sie stehen darüber. Aber Jesus sagt zu allen: „Will jemand mir nachkommen, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach“ (Luk 9. 23). Das aber nicht nach der Sportschau, sondern als Grundhaltung! Weil aber die Kirchenchristen das besser wissen, sagte ich eingangs „Vereine des frommen Weltbürgertums“.

Jesus lebte uns die Askese, die Enthaltsamkeit vor. Als Mensch gewordener Gott mit Seiner gesamten Schöpferkraft hätte Er sicher kein solches Leben führen müssen. Aber lebte so, weil Er ein Vorbild sein wollte, als Orientierung für uns armselige Menschlein, in dem wir wissen sollen, auf was wir unser Leben ausrichten sollten.

Enthaltsamkeit, und mehr noch die Entsagung von allem, was nicht mit dem geistigen (geistlichen) Leben direkt zusammenhängt , könnte für viele abstossend sein, denn es gibt ja verschiedene Aspekte im Leben, welche sichtlich nicht aus der tiefsten Finsternis stammen, wie Gedanken an eine schöne Bergwanderung, an Ferien am Meer, an dringend benötigten neuen Schuhen usw, usw. Soll das nun heissen, dass wir an all das nicht mehr denken dürfen oder mehr noch, dass wir all das nicht mehr unternehmen dürfen?

Etwas nicht mehr tun dürfen, wäre gesetzesmässig und dies kann schon daher nicht mit dem Evangelium vereinbart werden. Es geht niemals darum ob man gesetzmässig etwas tun oder lassen soll/muss. Alle unsere Gedanken, alle unsere Worte und all unser Tun soll Frucht aus der einfachen Grundhaltung sein, wie Jesus es vorlebte: „Wacht und betet ohne Unterlass“ (: Luk. 21. 36) Sind wir ohne Unterlass der stetigen Gegenwart Gottes bewusst, dann beten wir auch automatisch ohne Unterlass und all unsre Gedanken, Worte und Taten werden von eben diesem stetigen Einfluss von oben geprägt und weltliche, fleischliche Belange werden überhaupt nicht mehr oportun sein. Somit stellt sich obige Frage überhaupt nicht.

Der erste, grundlegendste Trieb des Menschen ist der Hunger, beziehungsweise der Esstrieb. Um körperlich zu überleben müssen wir essen und trinken, wie es auch die Tiere tun. Gott hat das so eingerichtet und niemand kann behaupten, dass wir sündigen, oder zumindest, dass es ungöttlich wäre, wenn wir Nahrung zu uns nehmen. Aber schon hier setzt Jesus ein und rät uns, Enthaltsamkeit zu üben. Die grundlegenste Enthaltsamkeit im Essen ist bekanntlich das Fasten. Das Fasten ist eine asketische Uebung, welche auch Jesus Selbst durchführte. Aber nicht nur drei Tage, sondern vierzig „ ... und danach hungerte ihn“. Wer schon mal drei Tage gefastet hat, weiss, dass es nicht unbedingt einfach ist, sich der Nahrung zu enthalten. Wer schon drei Wochen gefastet hat, hat schon Kämpfe mit sich, d.h. mit seinem Fleisch ausgefochten und wer hat es geschafft, zweimal drei Wochen, also vierzig Tage zu fasten? Dies nennt man Askese, von Jesus vorgelebt und von Ihm zur Nachahmung empfohlen. Allerdings gibt Er den Rat, damit nicht an die Oeffentlichkeit zu treten, sondern das im Stillen, also als Sache von der Seele und Gott zu betrachten: „Wenn ihr aber fastet, sollt ihr nicht finster dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Angesicht, damit es von den Leuten bemerkt werde, daß sie fasten. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.“ (Math. 6.16)

Absonderung von der Welt

Lebt man in Enthaltsamkeit, so sondert man sich automatisch von der Welt ab, weil die Welt dies nicht kennt, ja sogar nicht fähig ist, in Enthaltsamkeit zu leben. Eben: die Welt lebt nach dem Lust-/Unlust-Prinzip. Diese Selbstisolierung bleibt von seitens der Welt nicht ohne Folgen, denn sie bemerkt es und die Reaktion ist dementsprechend. Auch wenn das Fasten in der Stille geübt wird, so sind nicht alle Asketische Uebungen zu verbergen. Die Reaktion ist Ablehnung und sehr schnell wird nachgesagt, dass ein wirklicher Nachfolger Jesu äusserst extrem sei. Schon in der Debatte über TV-Verzicht kommt dies zum Ausdruck. Diese Ablehnung der Christen nennt die Bibel Hass: „Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihrige lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, darum haßt euch die Welt“ (Joh. 15. 19).

Nicht nach dem Fleische zu leben ist an sich schon ein aketisches Leben, wenigstens in den Augen der Welt und der weltlichen Christen. Sie vermögen den Sinn und die Foge dessen nicht zu erkennen, weil „nach dem Fleische leben – und damit auch die Ablehnung der Askese! – angeboren ist. Demnach könnte man den Vers „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die (sündigen) Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben,“ auch so lesen: „„Wenn ihr die asketischen Uebungen verachtet, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die (sündigen) Taten des Leibes tötet, welche ja unweigerlich dem sinnlichen Leben folgen, werdet ihr leben.“ (Römer 8,13);

Der Apostel Paulus trägt verschiedentlich asketisches Gedankengut vor. Dabei verwendet er die Begriffe vom Sport, insbesondere des Marathon. Er vergleicht die Mühsal einer christlichen Lebensführung mit der Disziplin der Athleten, die Entbehrungen auf sich nehmen, um einen Kampf zu gewinnen. Der Lohn ist der Siegeskranz, den er zu einer Entsprechung macht. So schreibt er: „Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen. Darum laufe ich nicht wie einer, der ziellos läuft, und kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt; vielmehr züchtige und unterwerfe ich meinen Leib“ (1. Kor. 9, 25), „Darum sage ich: Lasst euch vom Geist leiten, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begehren des Geistes aber gegen das Fleisch; beide stehen sich als Feinde gegenüber“ (Galater 5,16f.); „Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt“ (Galater 5,24) und „Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist“ (Kol. 3. 5).

Aber eines muss natürlich auch gesagt werden: Die Askese bezieht sich auf ein geistiges Leben. Paulus kritisiert das Quälen des Körpers, das in Wirklichkeit nur zur Befriedigung der irdischen Eitelkeit diene (Kolosser 2,23), wie es bei katholischen Orden etwa vorkommt. Wenn es dann um die Selbstkasteing geht, dann hat man den „gesunden Boden“ verlassen.









Jesus segne Dich!



Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.







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