Mittwoch, 21. September 2011

Verleugne Dich selbst

Im letzten Aufsatz sind wir bei der Betrachtung des Wesens der Nächstenliebe zum Schluss gekommen, dass die wahre Nächstenliebe nur aus der Demut möglich ist. Jedenfalls dann, wenn man den Geistigen Gehalt der Nächstenliebe betrachtet, in der Natürlichen Sichtweise zählen andere, vergängliche Aspekte, welchen wir aber hier nicht nachgehen wollen. Nun die aus dieser Sicht resultierende Frage:

Wie kommt man zur Demut?

Kann man Demut lernen? Ist sie eine Geistesgabe oder ist sie angeboren? Oder, wenn Jesus sagt: Ich bin von Herzen demütig und wir sagen: Jesus lebt in uns, dann sind wir automatisch demütig?  Oder heißt demütig sein, an den Heiligen Namen Jesus glauben?

Demut ist keine Geistesgabe, denn die Demut will erkämpft und errungen sein! Das erstaunt vielleicht einige Leser, denn erkämpfen und erringen hat ja etwas mit Werken zu tun, und nach landläufiger Bibelmeinung können wir nicht durch eigene Werke erlöst werden. Und trotzdem ist es so, Demut will errungen sein, ist ein langwieriger und einschneidender Kampf gegen den Hochmut des Egos.

Jesus hat uns für diesen nötigen Kampf ein persönliches Werkzeug gegeben, damit wir den angeborenen Hochmut mit der Zeit besiegen, denn dieser zerstörerische Hochmut ist der alte Trotz, der dereinst für den reihenweisen Abfall von Gott gesorgt hat. Hochmut ist luziferisch und wer unter dem Hochmut leidet, der leidet auch unter dem feurigen Zorn. Damit sind aber, auch wenn wir an die Sündenvergebung durch das Blut Jesu glauben, eine Wiedergeburt und damit die Gaben des Geistes ausgeschlossen. Wir können lange bibellesen, beten und lobpreisen, solange wir Hochmut und Zorn in uns haben, kommen wir Jesus nie näher, das heißt, eine enge und persönliche Herzensverbindung mit Ihm ist nicht möglich, denn "dem Hochmütigen widersteht Er!" (Jak. 4, 6)

Das Werkzeug gegen den Hochmut anzugehen ist das Kreuz. "Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von  Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen" (Mt. 11,29).

In verschiedenen Aufsätzen habe ich auf die Wichtigkeit hingewiesen, das Kreuz auf sich zu nehmen. Natürlich ist das nicht so populär und so richtig erbauende Predigten kann man mit dem Hinweis, das Joch aufnehmen, nicht an den Mann bringen. Wie wir schon früher gesehen haben, gibt es verschiedene Aspekte des Kreuztragens. Aber der wichtigste, weil er eben in die Demut führt, ist das Kreuz mit einem perfekten Zuchtmeister.

Der Zuchtmeister

Ist es Dir ernst mit der Erlangung der Demut, so wirst Du, geführt durch den Geist Gottes, mit einem richtigen Zuchtmeister beschenkt, der Dir die Zuchtrute unablässig zu schmecken gibt. Dieser Zuchtmeister kann Dein Ehe- oder Lebenspartner sein (das ist am zweckmässigsten) oder ein Nachbar, ein Arbeitskollege oder Dein Chef (Mobbing). Natürlich kommt auch jede beliebige Person in Deinem Umfeld in Frage.

Wenn also die eine oder andere Person keinen guten Faden an Dir lässt, Dich ständig korrigiert und an Dir herumnörgelt, Dich klein macht bei jeder Gelegenheit, Dich überhäuft mit Vorwürfen, Dich ungerecht behandelt, alle Schuld auf Dich überwälzt, kurz: Dein Ego mit Füssen tritt wo es nur geht und Dein Selbstbewusstsein bis an den Rand des Wahnsinns treibt, dann bist Du in guten Händen. Wenn Du schon am frühen Morgen geärgert wirst und bis gegen Mittag bereits voll Zorn bist, dann sage jetzt: Danke Herr!, denn jetzt hast Du das Kreuz entdeckt und weißt auch schon, wofür das gut ist.

Den Nächsten lieben heißt, den Nächsten tragen und er-tragen. Ein wahrer Zuchtmeister ist ja luziferisch geprägt, es ist meist dessen eigener Hochmut der Dich attackiert. Wenn Du lernst, Deinen Zuchtmeister zu ertragen und statt des Zorns Liebe für ihn empfindest und dankbar seine Angriffe annimmst, dann bist Du auf dem Weg der Demut.

Zuchtmeister sind Personen, welche Dir die Liebe und die Lebensenergie stehlen (rauben). Das gelingt ihnen vorzugsweise, wenn Du Dich ärgerst oder zornig wirst. (Diese Rolle übernehmen auch Polizisten, Ankläger und Richter). Der einzige Weg, solche luziferische Menschen zu überwinden ist, wenn Du Dir die Energie (Liebe) nicht stehlen lässt, sondern sie ihnen freiwillig gibst! Wenn Dein permanenter oder zeitweiliger Zuchtmeister Dein Ego mit dem Vorschlaghammer bearbeitet und Du zweifellos anfangs darunter leidest, so lass das mit einem Lächeln, aber niemals mit Zorn geschehen.

Die innere Einstellung muss sein, dass das Ego, das selbstbewusste Ich  zwar attackiert, der Liebe des innewohnenden Geistes aber nichts anhaben kann. Der innewohnende Geist ist Christus, ist Jesus, ist der Himmlische Vater, ist Gott.

Bist Du fest entschlossen, Dein eigenes Ego zu überwinden, dann leidest Du eine kleine Zeit, bis Du gelernt und geübt hast, alle Menschen in der Liebe zu ertragen, egal, was sie Dir antun. Das ist sanftmütig sein. "Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist …" (Mt. 5.44)

Wenn in Deiner Seele keine missmutige Reaktion mehr aufkommt, dann hast Du gewonnen. Wenn alle schmerzenden Beleidigungen an Dir abprallen und Du Deinen oder Deine Zuchtmeister segnen kannst, dann wirst Du eine wunderbare Erfahrung machen. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, hört Dein Züchtiger auf, Dein Zuchtmeister zu sein! Er bekommt dann für Ihn völlig unbewusst, so viel Liebe, so viel Lebensenergie, dass er sie nimmermehr bei Dir rauben muss und er wird sich zu Deinem besten Freunde wandeln. Das ist beinahe ein Naturgesetz, denn das ist erwiesener Massen die Regel.

Mit Geistigen Augen betrachtet ist so ein Zuchtmeister eine wunderbare Gabe, auch wenn sie anfänglich Leiden verspricht und der Kampf oft ans Leder geht. Willst Du ein wahrer Nachfolger Jesu sein, so kommst Du an diesem Kreuze nicht vorbei. Dieses Kreuz zu tragen bis zum bitteren Tod des trotzigen Ichs auf dem Hügel Golgatha, das ist der Weg, der zum Himmel führt. Erst dann, wenn das Ich am Balken den Tod gefunden hat, ist die Auferstehung möglich. Diese Auferstehung ist der Christus in uns, der Geist, der dann das wahre ewige Leben lebt, sei die Seele noch auf der Erde im Leib oder schon ohne Leib, das ist dann einerlei und macht keinen Unterschied!

Mit Himmlischen Augen gesehen ist dieser Vorgang mit dem Beauftragen eines Zuchtmeisters absolut nötig und in der wahren, reinen und unwandelbaren Ordnung Gottes. Warst Du vor Deiner Hingabe an Jesu nicht selbst ein Zuchtmeister für andere? Hast Du nicht selbst anderen die Liebe (Aufmerksamkeit) gestohlen und wie ein Vampir die Energie aus den Menschen in Deinem Umfeld gesogen? Was Du unbewusst anderen angetan hast, das erleidest Du nun selbst. Dieses Leiden, eben das Absterben des hochmütigen Ichs, ist ein Gericht Gottes, wie jedes Gericht Gottes der Tod ist. Wohl, wenn Du dieses Gericht, das aber durch die Auferstehung zum Leben führt, noch auf dieser Erde durchmachen kannst! Nicht umsonst sagt Petrus: "Denn die Zeit ist gekommen, daß das Gericht anfange bei  dem Hause Gottes; wenn aber zuerst bei  uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen!" (1.Petr. 4,17)





Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.




6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Verleugne dich selbst" - was für eine irrige Lebensentfremdung!
Wenn es in der Bibel heißt "Liebe deinen nächsten wie dich selbst" - wie soll ich dann meinen Nächsten wahrhaftig lieben können, wenn ich mich vorher selbst verleugne? Sobald ich nur den geringsten Teil von mir verleugne (so, wie ich wirklich bin), wie kann ich dann den anderen wirklich aus offenem Herzen so lieben, wie er ist? Wahrhaftige Liebe IST - sie stellt keine Bedingungen, weil sie bedingungslos ist. Und das umfaßt alle Aspekte des Menschseins! Nur dann liebt man wirklich, ohne sich oder andere verleugnen zu müssen. Den LIEBE ist es freies.

Hans Künzle hat gesagt…

Den Nächsten in der Wahrheit lieben geht nicht anders als in der Demut. Wie willst Du aber Demut erlangen, wenn nicht durch Selbstverleugnung?

Anonym hat gesagt…

Ja, mit Demut und Respekt vor dem Anderen, vor seinem "Menschsein" mit all seinen guten Seiten aber auch Schwächen ... doch warum mich denn verleugnen?

Wenn auch mein Gegenüber demütig ist, achtet er/sie mich ebenso, so wie ich bin - respektvoll. "Leugnen" (was und wen auch immer) als Basis für Liebe und Achtung des Mitmenschen... das paßt nicht richtig zusammen!

Viel mehr schafft ein "Anerkennen" des anderen eine friedfertige Gemütslage, aus deren inneren Ruhe sich Sanftheit und Liebe entwickeln kann. Wenn ich die Dinge, Umstände und Menschen so sehe wie sie sind, ohne sie ständig zu be- und verurteilen... dann liebe ich meinen Nächsten so wie mich selbst. Und wahre Liebe nimmt den Nächsten immer so an, wie er ist, so wie der Vater seinen Sohn - auch wenn er mal was ausgefressen hat, liebt er ihn immer noch :)

(ich habe keinen Google/etc. Account, daher poste ich anonym ;))

Hans Künzle hat gesagt…

Ja, mein lieber Bruder (oder Schwester?), mit dem was Du geschrieben hast, gehe ich absolut einig, ich sehe das auch so. Wenn Du Die Umstände und Mitmenschen so animst,wie es eben ist, ohne zu murren, dann bist Du schon erfreulich in der Demut. Aber soweit sind noch nicht alle - leider nur die wenigsten!

Es geht ja im Aufsatz aber vor allem darum, dass wir eben die unbequemen, die lieblosen Mitmenschen lieben sollen und das ist etwas schwieriger als diejenigen, welche ganz unserer meinung sind. jene, welche gegen uns sind, denen sollten wir mit Liebe begegnen und diese nicht gegen unser Ego anprallen lassen. Nun ist es nicht jedem gegeben, da Liebe zu geben, wo einem das Gegenteil entgegentritt. Deswegen sollen wir uns (d.h. unser Ego) verleugnen. Solche Mitmenschen sind dann oft ein Kreuz - und deshalb sagte Jesus, wir sollen uns verleugnen und das Kreuz auf uns nehmen.

Aber wie gesagt, das widerspricht keineswegs dem, was Du geschrieben hast. Ich danke Dir für Deinen ergänzenden Beitrag!

Anonym hat gesagt…

Ich danke Dir auch :) Auch wenn das womöglich Jesus so wortwörtlich gesagt haben mag, wirkt das Wort "verleugnen" für jemanden, der nicht viel von Jesus und seiner Botschaft weiß, erstmal eher negativ, daher mag ich selbst das Wort nicht so. Aber ich verstehe schon, was gemeint ist.

Das Ego "loslassen", ist z.B. nicht nur auf das eigene Recht pochen, sondern eben mit offenem Herzen auch den anderen so sein lassen, wie er denkt und handelt, also mehr ein Miteinander als ein ständiges Gegeneinander (man könnte hier unendlich viel alltägliches schreiben) empfinde ich viel positiver gesagt. Wir sollen und wollen ja nicht unsere guten Talente "verleugnen" - die gilt es zu entwickeln und zu entfalten, um sie im Geiste der Liebe auch mit anderen zu teilen und zu verschenken - demütig. Jesus spricht ja auch vom "Leben in Fülle", das wir erfahren, wenn wir ihm nachfolgen. Das Gefühl des inneren Reichtums und der Fülle wächst mit dem Loslassen des Egos und des immer mehr besitzen wollens ohne an den Nächsten zu denken.. wenn man spürt das jeder ein Teil des Lebens ist und wir alle im Geiste Jesu auch "eins" sind.. dann verschwindet die Trennung und das immer mehr haben müssen... So gebe ich dem, der nichts oder wenig hat und teile, das, was ich in mir bin und teilen kann. (das muß nichts materielles sein, der mitmenschliche Umgang ist in unserer Welt ist viel wertvoller als das Geld z.B.) Wenn ich Güte empfinden kann und diese weitergebe, spreche ich auch die Güte in meinem Gegenüber an (allein auch deshalb schon, weil ich in diesem Moment gar nicht mehr im Ego lebe..).

Danke für die Möglichkeit, sich hier auch offen austauschen zu können. Ich finde die Webseite sehr schön :)

Hans Künzle hat gesagt…

Wnderbar hast Du das gesagt. Ich stimme Dir zu!