Mittwoch, 23. März 2011

Seelenbeschauung und Geistesbeschauung (2/2)

Die Geistesbeschauung

Nachdem wir im letzen Aufsatz unsere Seele besser kennengelernt haben und wir nun bewusst daran sind, uns von den schlechten Eigenschaften, Gedanken und eigensinnigen Empfindungen zu trennen, so hat der bereits erweckte Geist Gottes in uns erst die Bedingungen gefunden, um zu wachsen. Es ist der Geist Gottes, nicht der Verstand, alles Geistige zu erforschen, sogar die Tiefen der Gottheit. Und das ist ja wohl klar, denn der Geist Gottes in einem jeden Menschen ist ein Teil von Ihm selbst! Dieser Geist Gottes ist Gott, ist Christus, ist Jesus und ist der Vater. Wenn wir nun von der Geistesbeschauung reden, so soll das heißen, dass wir auch Christus schauen oder gar Jesus oder den Vater schauen? Ja, genau das ist es.

Das stimmt sogar mit den zehn Geboten überein, wo es heißt, man soll sich kein Bildnis von Gott machen. Das ist auch nicht möglich, da Jesus, Christus oder der Vater ja nicht in einer äusserlichen Form in unserem Herzen lebt, sondern eben in Geistiger Form. Deshalb kann das Resultat dieses Sehens, dieser Beschauung auch nicht mit den fleischlichen Augen erfolgen, sondern nur mit den Geistigen. Es ist eine Kontemplation, also ein Gott-Schauen, ein Eingehen in Gott und Seine Eigenschaften. Das steht jedem Menschen offen, der einen geweckten Geist hat und jeder der diese Aufsätze liest, hat einen geweckten Geist. So wird die wunderbare Welt des Geistigen Reiches schon jetzt in diesem Erdenleben offenbar und der Geist Gottes manifestiert seine Wesenheit für jeden individuell. Die sieben Türen zu diesem Himmel sind die sieben Eigenschaften, oder wenn Du lieber willst, die sieben Urgeister. Ich nenne sie die sieben Urengel, aber diese Bezeichnungen tun nun wirklich nichts zur Sache.

In der Geistesbeschauung geht es darum, dass wir den Geist Gottes vernehmen, was er uns zu sagen hat. Das ist gar nicht so schwer, wie viele denken. Wir werden Gott besser kennenlernen, denn was man kennt, das kann man auch mit dem ganzen Herzen, der ganzen Seele und mit dem ganzen Denken lieben.

In unserer täglichen Übung befassen wir uns nun mit den einzelnen Eigenschaften, je eine Viertelstunde. Wichtig dabei ist die absolute Ruhe, denn nichts und niemand soll uns stören. Wir beten nicht, wir lesen nicht, sondern „meditieren“ oder besser gesagt: wir lassen uns die Erkenntnis über den betreffenden Gegenstand geben indem wir uns selbst die einzelnen Eigenschaften erklären. Das ist die göttliche oder himmlische Erziehungsmethode. Wir empfangen nicht Erkenntnis von einem Vortragenden, sondern der Vortragende fragt uns und wir sollen die Sache selbst erklären. Du fragst dich, wie denn das möglich sein soll? Keine Angst, es ist nicht so schwer. Wenn wir die Erkenntnis von aussen empfangen, ist es eine fremde Erkenntnis. Wenn wir diese aber selber erarbeiten, d.h. wenn sie von innen kommt, dann ist das unser Eigentum und nichts und niemand kann uns diese entwenden. Nicht einmal der Tod. Die Erkenntnis sitzt somit im Herzen und nicht im Kopf wie die Weltweisheit.

Wie wir die Erkenntnis auf diese Art selbst erarbeiten können, dafür sorgt nun der Geist Gottes Selbst. Nun wird auch klar, warum die Entledigung der Weltliebe und die Fleischbegierde derart wichtig war. Ohne das wäre es dem Geiste Gottes niemals möglich, sich zu regen!

Also, beginnen wir. Sitze entspannt und fern jeder Störung und erkläre nun einem imaginären Freund alles was Du weißt über den betreffenden Gegenstand. Während dem Du Dir dessen bewusst wirst, wirst Du ohne Dein Zutun neue Gedankenbilder erhalten, neue Erkenntnisse, neue Zusammenhänge. So dringst Du immer tiefer "in die Materie" ein und Du erlebst, wie das funktioniert, wenn Christus Dir etwas ins Herz legt.

Der erste Urengel

ist die Liebe. Die Liebe, von Gott im Herzen erweckt, ist die einzig wahre Liebe Gottes. Es ist die Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Die Bibel spricht auch von der „ersten Liebe“. Es ist auch die Liebe von Gott zu Dir, welche Dich diese Übung machen lässt und es fördert und stärkt damit dann Deine Liebe zu Gott. Es ist das Gottesbewusstsein, das in Dir Gestalt annimmt. Die Entsprechung der Liebe im Geistigen Leben ist der Vater.

Befasse dich täglich während etwa einer Viertelstunde mit der Liebe des Herrn und dir wird ein grosses, ja ein sehr grosses Spektrum eröffnet! Da das Himmelreich in uns ist, so sind auch diese Eigenschaften in uns. Sie möchten erkannt und geweckt werden!

Alle weiteren Eigenschaften sollen ebenfalls während etwa einer Viertelstunde beobachtet werden. Alle sieben Eigenschaften sollen etwa gleich stark im Herzen tätig sein.

Der zweite Urengel

ist das (geistige) Licht. Das Licht ist auch das Wort Gottes, die Wahrheit, die Erkenntnis und die Weisheit. Die Entsprechung des Lichts im Geistigen Leben ist der Sohn.

Der dritte Urengel

ist die Kraft, die Macht aus der Liebe und der Erkenntnis. Wie weiter oben schon erwähnt, sagt die Kraft: „Es werde“. Die Entsprechung der Kraft im Geistigen Leben ist der Heilige Geist.

Der vierte Urengel

ist die Ordnung Gottes. Das sind die Muss-Gesetzte der Natur wie Schwerkraft-Gesetz usw. Aber natürlich auch die Muss-Gesetze des Himmels, wie zum Beispiel, dass das Himmelreich im Herzen der Seele sich nur manifestieren kann, wenn es frei von Welttümlichkeit ist.

Der fünfte Urengel

ist der Ernst oder die Beharrlichkeit. Denn ohne Beharrlichkeit kann im Reiche Gotte nichts erreicht und erhalten werden. Das ist unsere Zuversicht: Was Gott beginnt, das führt Er auch zu Ende!

Der sechste Urengel

ist die Geduld. Ohne Geduld ist gar nichts möglich. Warum wir diese Geduld schon jetzt in unserem irdischen Probeleben uns aneignen müssen, sagt dir der Geist Gottes.

Der siebente Urengel

ist die Erbarmung. Die Erbarmung ist die Zusammenfassung der übrigen Eigenschaften in Einem. Die Erbarmung oder die Barmliebe ist das edelste, das eine menschliche Seele in sich spüren darf. Mit dieser Barmliebe für alle unsere Mitmenschen (eben auch für Feinde und Widersacher) ist der Himmel bereits offen.

Für diese, wie auch für die Übung der Seelenbeschauung ist es ganz wichtig, dass unsere Seele frei von irgendwelchen weltlichen und fleischlichen Einflüssen ist. Wenn die Weltteufel noch einen grösseren Anspruch auf dich haben, so kann das nur schwer funktionieren. Wenn du deine Seele in irgendeiner Weise erregt hast oder ein Zerwürfnis mit einem Nächsten hast, so wird es kaum möglich sein, die Erkenntnis- und Empfindungs-Bilder des Geistes Gottes zu sehen und zu verstehen.

Die Seele muss einem See gleichen, dessen Wasseroberfläche ganz ruhig, ohne Bewegung ist. Dann siehst du ja auch zweierlei: erstens dein Spiegelbild ganz klar und deutlich und zweitens siehst du auch in die Tiefe, den Grund. Ist aber das Wasser in Bewegung, so siehst du den Grund nicht mehr und dein Spiegelbild ist ein entstelltes Zerrbild.



Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.

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